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Julie Doucet. Ein rückblick

Diese monografische Ausstellung zeigt das Werk von Julie Doucet, einer Künstlerin aus Quebec, die seit den 1990er Jahren zu den wichtigsten und einflussreichsten Autoren alternativer Comics in Kanada, den USA, Frankreich und Deutschland zählt. Im Jahr 2022 erhielt sie den Großen Preis des Festivals von Angoulême für ihr Gesamtwerk. Die Kultautorin hat ein ausuferndes Werk geschaffen, das sich neben Zeichnungen auch auf Drucke, Collagen, Videos und Gedichte erstreckt.

Im Zentrum des Werks von Julie Doucet steht das Ausbrechen aus gesellschaftlichen und künstlerisch formalen Rollenzwängen. In die alternative Comicszene der Post-Punk-Ära bringt die kanadische Künstlerin in den 1990er Jahren durch ihre autobiographische Comicserie Dirty Plotte eine radikale subjektive Sicht auf das Frausein ein. Menstruation, Masturbation und Epilepsie, aber auch die Erfahrung von Konkurrenz und Erfolg in einem männerdominierten Feld öffnen für kommende Generationen von Zeichner*innen die Möglichkeit, das eigene Leben als Ausgangspunkt ihrer Kunst zu nehmen.

Die Abkehr der Künstlerin vom Comic und die Hinwendung zu anderen Kunstformen führt Julie Doucet seit den 2000er Jahren zu einer bildnerischen Praxis, in der es immer wieder um das Neuerfinden des Verhältnisses von Bild und Schrift geht. Ihre Illustrationen und Collagen sind haptische Bilder, ihre Filme sind Studien über die Linie, ihre Fotocomics sind als Bilder zum Vor-lesen gedacht. Ihre Poesie schreibt sie mit ausgeschnittenen Worten und ihre jüngsten Zeichnungen veröffentlicht sie als graphischen Essay.

Die Ausstellung ist somit auch eine Geschichte der Herstellung und Herausgabe von Büchern: vom Underground-Fanzine über ihre Veröffentlichungen in den allerersten Comic-Verlagen bis hin zu einer experimentellen Praxis in Bezug auf die materielle Form des Buches, zu der sie in den letzten Jahren zurückgekehrt ist. Mit ihrem grafischen Essay, der sich wie ein Leporello entfaltet, und einer Autobiografie aus ausgeschnittenen Wörtern überschreiten Julie Doucets formale Innovationen die Grenzen dessen, was die Kommerzialisierung von Büchern zulässt. Auf diese Weise erneuert sie ständig, was die politischen und ästhetischen Möglichkeiten, Bücher zu machen, sind und sein können. Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch von Julie Doucet im Verlag der Musées de la Ville de Strasbourg.

Kuratorin: Anna Sailer, verantwortliche Kuratorin des Museums Tomi Ungerer - Centre international de l'Illustration.

Mit der Unterstützung des Centre culturel canadien in Paris und der Délégation générale du Québec in Paris.

Entdeckung der Ausstellung und der Sammlung Samstags 20. July, 10. und 31. August um 15.00 Uhr
Dauer: 1 St./Preis: Eintritt Museum
Führung auf Deutsch.